Alpin-Campin Nauders / Tirol


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10.-14.08.2017 - Die diesjährige, zweite Ausgabe des Thüringer Alpin-Camps, ich nehme es vorweg, bot uns nochmal mehr Trail-Kilometer, einen wilderen Wettermix und auch den einen oder anderen Ausfall von Teilnehmern. Aber so ist das beim Mountainbiken eben, alles ohne Netz und doppelten Boden. Dafür in Mutter Naturs launischem Schoße.

Einroll-Runde am Reschen-See

Aber der Reihe nach: Am Donnerstag, nach ca. 7 stündiger Anreise, versammelten sich wieder 10 waagemutige Pedalritter vorm Landhotel Alpetta in Nauders, um mit dem obligatorischen Welcome-Drink anzustoßen und sich kurz vorzustellen. Die Bikes wurden ausgeladen / gecheckt und nach kurzem Klamottenwechsel, waren wir bereit für unsere Einroll-Runde in Richtung Reschen-See und dessen im Wasser versunkenem Kirchturm.

Doch just im Moment der Abfahrt grollte der Wettergott und schickte uns ein Gewitter zur Begrüßung. Die Streckenführung durchs Gelände war in Anbetracht der Wetterprognose nicht mehr fahrbar, also ging es über die Via Claudia bis ans Wahrzeichen der Region und nach dem obligatorischen Gruppenfoto schnurstracks wieder zurück in Richtung Hotel. Denn mittlerweile hatte sich der Himmel komplett geöffnet und niemand kam mit einem trockenen Kleidungsstück an diesem Tag zurück nach Nauders.

Puh...zum Glück hatte unser Hotel einen Wellness-Bereich und einen Übernacht-Wäscheservice!

Freitag Schnee in den Bergen

Der Freitag überraschte uns am Morgen mit dem Blick auf schneebedeckte Bergspitzen beim gemeinsamen Frühstück. Also musste eine Planänderung her. Denn die Ganztagestour hinauf auf über 2400 Meter wäre heute eher Dummheit als Vergnügen.

Also ging es in den Bikepark Serfaus, von dem ich gehört hatte, dass es die „Milka-Line“ dort gibt. Einen super gebauten Brechsand-Trail, der auch bei Nässe sehr viel Spaß verspricht. Und genau so kam es dann auch. Wir vergnügten uns den ganzen Tag auf einem einzigen Trail und von der ersten bis zur letzten Kurve war es purer BikeFun!

Gute Entscheidung diesen noch leicht vernieselten Tag in Serfaus verbracht zu haben.

Samstag Einmal volles Bike-Abenteuer

Der Samstag morgen deutete dann an, dass sich das Wetter wohl nun von Tag zu Tag bessern würde. Leider hatte ein Teilnehmer am Vortag im Bikepark etwas ins Auge bekommen, was über Nacht zu einer mächtigen Schwellung samt Tränen führte. Das hieß für ihn erst einmal pausieren. Wir anderen konnten heute nun unsere Ganztagestour, welche für Freitag geplant war, antreten.

Nach einer halbstündigen Shuttlefahrt nach Schlinig ins Vinschgau, ging es bis zur Mittagspause länger bergauf. Erst unmerklich, dann steiler werdend bis hin zu einer Tragepassage am Wasserfall. Aber unsere Mühen wurden natürlich belohnt. Mit grandiosen Aussichten dank Wetterbesserung und einer leckeren Jause auf der Sesvenna-Hütte (2256m ü.N.)

Das Highlight des Tages kam dann nach der Überquerung des Schlinig-Passes.

Auf der Schweizer Seite bog unser Trail in die Uina-Schlucht ein. Zuerst flowig fahrbar, dann technisch und ausgesetzt war kurze Zeit später Schieben angesagt. Denn ein Fahrfehler bedeutete hier den definitiven Absturz in die Schlucht. Erst unlängst soll wohl dort wieder ein unvernüftiger Biker ums Leben gekommen sein. Also: Safty first!

Aber selbst schiebenderweise gehört die Val d’Uina zu einem der spektakulärsten Pfade über die Alpen.

Die Ausfahrt aus der Schlucht wurde für uns dann wieder ein Fest der Sinne. Ein paar flowige Trails, kurvige Bergstraßen und reißende Bäche später tauchten wir wieder in die Zivilisation ein und folgten weiter dem Inntal-Radweg bis Martina. Aber auch der hatte es in sich. Denn die Schlechtwetterphasen der vergangenen Wochen ließen einige Berghänge abrutschen und so war auch dieser Abschnitt ein kleines Abenteuer mit Tragepassagen, und Bachdurchfahrten inklusive nasser Füße. Ab Martina galt es dann noch eine Serpentinen-Straße zu erklimmen bis wir oben auf der Norbertshöhe den Abschluß-Trail über die Almen hinunter nach Nauders unter unsere Stollenreifen nehmen konnten. 

Ich habe selten eine so abwechslungsreiche Tour in den Alpen geguidet. Herrlich war es!

Am Abend dann eher schlechte Neuigkeiten. Der Kollege mit dem geschwollenen Auge muss zum Arzt nach Landeck gefahren werden. Und wenig später war dann klar, zwei bis drei Wochen Krankenstand. Nun ja, sein Freund und Mitfahrer wird den Sonntag noch mit uns Biken aber Montag wohl mit abreisen. Schade! Aber wie schon gesagt: Ohne Netz und doppelten Boden, das Ganze.

Sonntag 3-Länder-Enduro-Trails

Der Sonntag überraschte uns mit super sonnigem Wetter und natürlich waren wir heiß endlich die 3-Länder-Enduro-Trails kennen zu lernen. Los gings am Mutzkopf dem Hausberg von Nauders. Und zu meinem Erstaunen hat sich die Anzahl der Trails dort fast verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr. Also das Liftticket hatte sich bereits dafür gelohnt. 2 Abfahrten über Riatschwegele, Gerry-Trail und Kreuzmoos-Trail und der Wahnsinn bekam einen neuen Namen: Mutzkopf!

Am Nachmittag dann rüber auf die andere Talseite. Bergkastellbahn hoch, Picknick verspeißt und los ging es über Alm-, Plamort- und Bunker-Trail hinunter zum Reschensee.

So viel Mountainbiken muss man erst einmal verkraften. 

Und so erklärt sich mir auch der etwas gröbere Sturz einer Teilnehmerin kurz vor Ende des Tages. Die Konzentration lies nach und dann passiert es eben unweigerlich. Zum Glück nur oberflächliche Blessuren und so war für sie der morgige Tag und somit das große Finale des Alpin-Camps gesichert. 

Der Rest ist kurz erzählt: Heimrollen ins Hotel, Umziehen und auschecken, mit unseren Autos gings rüber nach Italien, nach Glorenza (Glurns) und von dort mit dem Shuttle hinauf aufs Stilfser Joch. Wow! Oben angekommen kurzer Atemstillstand aufgrund der Aussicht und dann ein leckeres Abendessen in der Tibethütte. Die Vorfreude auf den morgigen Tag wurde mit zwei, drei Weizenbier zelebriert und dann fielen uns die Augen zu.

Montag Das große Finale auf feinstem Trailgeläuf

Am Montag morgen über den Wolken zu frühstücken und dann in dünner Luft zum Traileinstieg auf 2800m ü.N. zu kraxeln hatte bereits etwas magisches. Das kann man nicht in Worte fassen. Dementsprechend ruhig aber konzentriert verlief das alles. Rauf aufs Bike und ab in den Biker-Himmel. Der Goldseetrail war anfangs nicht sehr technisch aber durch die Höhe und Ausgesetztheit trotzdem nicht einfach zu fahren. Da schlotterten so manchem meiner Teilnehmer die Knie und sie entschlossen sich hier und da lieber zu schieben. Eine gute Entscheidung, denn... Netzte, doppelte Böden...naja ihr wisst schon.

Bis zur Furkel-Hütte wurde die Abfahrt zunehmend technischer und so gab es den nächsten Kollateralschaden. Eine Fox-Federgabel stellte ihren Dienst ein und damit war für ihren Besitzer der Trailtag leider hier zu Ende. Es ging für ihn per Bergbahn hinunter in die Ebene.

Wir anderen beschlossen den Rest des Tages auf geplanter Strecke durchzuziehen, denn das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und so erreichten wir etwas verspätet zwar die Glurnser Alm um die letzten 1000 Höhenmeter am Stück zu vernichten. Das große Finale auf feinstem Trailgeläuf endete direkt auf dem Markplatz von Glurns mit eine leckeren Postion italienischer Eiscreme. Der Kollege mit defekter Gabel-Kartusche saß bereits im Eiscafe und so war unsere Gruppe wieder komplett.

Was für ein Tag! Was für Eindrücke!

Ich glaube jeder der Teilnehmer schwelgte auf der Heimreise in Gedanken darüber was gerade passiert ist. War das geträumt oder real? Für meinen Teil kann ich behaupten, dass war der beste Tag auf dem MTB seit Jahren.

Ich komme wieder ... im August 2018

Dirk


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